Entstehung Runge, Philipp Otto 1809 Feder in Schwarz über Bleistift, Pinsel in Grau, auf grünlichgrauem Papier
InschriftAuf dem Verso unten links von der Hand Daniel Runges nachträglich bezeichnet und datiert: "Original von Philipp Otto Runge 1809" (Feder in Braun); oben links nummeriert: "No. 495 q. 3." (Bleistift; alte Inv.-Nr. des Kunstvereins in Hamburg)
Nachlass des Künstlers; ab 1810 im Besitz der Witwe Pauline Runge (1785-1881), geb. Bassenge; Geschenk an den Kunstverein in Hamburg, 30. 4. 1856; Geschenk des Kunstvereins in Hamburg an das Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, 1891
ObjektbeschreibungDaniel erwähnt ohne sie näher aufzuführen „einige ungemein große Tuschzeichnungen zu dem Vorgrunde“ (Anm. 1) für die beiden Morgen-Gemälde; zu ihnen dürfte auch Inv. Nr. 34193 gehören. Die wichtigste Änderung gegenüber Inv. Nr. 34194 betrifft das Morgenkind, dessen linker Arm näher an den Kopf geführt ist; Während es auf Inv. Nr. 34194 noch dem „Kleinen Morgen“ nahesteht, bedeutet die hier veränderte Haltung des Kindes einen weiteren Schritt zur endgültigen Gemäldefassung. Die Anordnung beider Zeichnungen in Traegers Katalog suggeriert zumindest optisch einen zeitlichen Abstand zwischen beiden Blättern, der wahrscheinlich nicht bestand. Die Verwendung desselben Papiers, die Zusammensetzung zweier Papierbögen auf dasselbe Breitenmaß und nicht zuletzt dasselbe konstruktive Gerüst machen die Entstehung beider Zeichnungen zum selben Zeitpunkt wahrscheinlich, die sich allerdings in ihrer Funktion unterscheiden. Während auf Inv. Nr. 34194 die ausgeprägte Helldunkelwirkung bereits der Überprüfung der Beleuchtungssituation diente, geht es ihm auf dem vorliegenden Blatt einerseits um die Festlegung der Interaktion zwischen Rosengenien und dem Morgenkind, andererseits um die Erprobung der Tiefenwirkung des Landschaftsraumes. Möglicherweise steht das Blatt auch im Zusammenhang mit einer von Daniel erwähnten Ölstudie, die offenbar auf Papier entstand: „noch ein Blatt Vorgrund“ (Anm. 2), auf dem Runge offenbar ebenfalls die Wirkung des Landschaftlichen erprobte. Traegers Vermutung, Runge habe Inv. Nr. 34193 für den Abdruck auf Ölpapier Inv. Nr. 34310 verwendet, bezieht sich nur auf die Umrisse der beiden Figuren des linken Rosengenius‘ und des Kindes, die Runge dicht nebeneinander gesetzt aus dem Kompositionszusammenhang herausgelöst hat. Trifft diese Annahme zu, dürfte auch der rechte Rosengenius als Karton für den Abdruck auf Ölpapier Inv. Nr. 34311 gedient haben, der entgegen Traegers Vermutung nicht nach Inv. Nr. 34195 entstand. Im Vordergrund hat Runge einige Pflanzen mit dem Bleistift skizziert, darunter Distel und Iris; die Iris rechts im Vordergrund zwischen Kind und Rosengenius ist als einzige mit der Feder angelegt. Sie geht zurück auf die Studie einer Iris in Frankfurt (Anm. 3), hinter der wahrscheinlich eine Pflanzenstudie von Gustav Brückner steht, die sich Runge Ende 1807 von ihm erbeten hatte (Anm. 4). Bis Ende März 1808 hatte Runge von Brückner eine Reihe von botanischen Studien erhalten (Anm. 5), darunter wahrscheinlich „eine Adebar’s= (Storch=) Blume oder Iris, gelb“. (Anm. 6) Die nur in Bleistift ausgeführten, um den Irisstengel mit Blüte stehenden Blätter wiederum sind in einer heute verschollenen Zeichnung verschiedener Irisstengel mit Blüten und Blättern vorgebildet (Anm. 7). Siehe auch Inv. Nr. 34194. Peter Prange 1 Vgl. HS I, S. 236. 2 Vgl. HS I, S. 235. 3 Iris, Bleistift, Feder in Schwarz, 333 x 256 mm, Frankfurt am Main, Städel-Museum, Inv. Nr. 15716, vgl. Traeger 1975, S. 429, Nr. 401, Abb. 4 Brief vom 28. Dezember 1807 an Brückner, vgl. HS I, S. 239. 5 Brief vom 23. März 1808 an Brückner, vgl. HS I, S. 239. 6 Brief vom 28. Dezember 1807 an Brückner, vgl. HS I, S. 239. 7 Verschiedene Irisstengel mit Blüten und Blättern, Feder in Schwarz, 330 x 260 mm, Standort unbekannt, vgl. Traeger 1975, S. 429, Nr. 400, Abb.