MaßeHöhe x Breite: ca. 172 x 207 cm (zusammengefügt)
SammlungRom, Bibliotheca Hertziana — Kunstbesitz (Rom), Inventarnummer D20248
anderes ExemplarRomDg 140-3480/b gr raro Bibliothek (Verwalter: Bibliotheca Hertziana)
anderes Exemplarhttp://lineamenta.biblhertz.it:8080/zogimap?map=nolli&fn=pia ntediroma/00082-1748_Nolli_Giovanni-Battista_ING_S1200272054 Istituto Nazionale per la Grafica - Rom
ZusammenhangNolli, Giovanni Battista: Legende / Beiheft zur Nuova Pianta di Roma in zwölf Blättern - Heft & Druck - in Pergament eingebunden Bibliotheca Hertziana - Rom
Themen Ikonographie: 25 A 4 : * Stadtpläne
Themen 61E (ROMA) * Namen von Städten und Dörfern (ROMA)
LiteraturGeorg Schelbert: "Spatiando con gli occhi". Die Rompläne des 16. und 18. Jahrhunderts im Spannungsfeld zwischen Karte und Architekturvedute. In: KartenWissen: Territoriale Räume zwischen Bild und Diagramm (Trierer Beiträge zu den Historischen Kulturwissenschaften, 5), hrsg. v. Günzel, Stephan und Nowak, Lars, Wiesbaden 2012, 285-314.
LiteraturFrutaz, CLXIXa
KommentarGiovanni Battista Nolli (1692-1756) war als Landvermesser, Kartograph und Kupferstecher tätig. Von 1736 an verfolgte er auf eigene Kosten das Ziel, einen Grundrissplan von Rom anzufertigen. Mit der Unterstützung von Papst Benedikt XIV. konnte er auch ansonsten unzugängliche Paläste und Klosterklausuren aufnehmen. Grundlage war eine höchst präzise Vermessung, für die Nolli detaillierte Zeichnungen anfertigte, die teilweise erhalten sind. Ursprünglich war eine Legende mit mehr als 10.000 Einträgen vorgesehen. Als Stecher waren Rocco Pozzi, Pietro Campana und Nollis Sohn Carlo tätig. 1748 wurde das vollendete Werk unter dem Titel Nuova Topografia di Roma herausgegeben. Wie Vasis Panorama-Vedute besteht es aus 12 Kupfertafeln in Folio-Größe, hat jedoch nur ein leichtes Querformat. In Anlehnung an den ersten großen Holzschnitt-Stadtplan Roms von Bufalini (1550) sowie an die antike Forma Urbis, deren Fragmente 1741 unter Beteiligung Nollis auf dem Kapitol ausgestellt wurden, erscheint die Stadt in orthogonaler Grundrissprojektion - es kommen keine perspektivischen Elemente vor. Zwar fehlt ein geographisches Koordinatensystem, die Orientierung entspricht jedoch wissenschaftlichen Weltkarten und Globen, die magnetische Nordrichtung weist im Kartenbild nach oben. Infolgedessen verläuft die Haupteinfallstraße der Pilger, die Via Lata (heute Via del Corso) nicht mehr wie auf älteren Plänen entsprechend der Leserichtung von links nach rechts, sondern bildet ungefähr die senkrechte Mittelachse des Plans. Dargestellt wird das gesamte von den Aurelianischen Stadtmauern und den Befestigungen des Vatikan umschlossene Stadtgebiet. Dadurch nimmt der Kapitolshügel die Bildmitte ein, ohne dass er besonders herausgehoben wäre. 1.320 Bauwerke und Straßen sind mit Nummern beschriftet und werden in einem begleitenden Heft erklärt. Die Weingärten und Villen der Vorstädte sind ebenso detailliert wie die Innenstadt aufgenommen, jedoch direkt im Plan beschriftet. Am unteren Bildrand rollt sich der Plan trompe-l'oeil-artig auf und gibt den Blick frei auf allegorische Figuren und die Widmung; die Vorzeichnungen dafür schuf Stefano Pozzi. Links erblickt man fingierte Skulpturen der Dea Roma, der kapitolinischen Wölfin und des Tiber vor einem Capriccio bedeutender antiker Ruinen (Sarkophag Clemens XII., Trajanssäule, Castortempel, Kolosseum, Konstantinsbogen und Forum Romanum), rechts die Peterskuppel, den modernen Kapitolsplatz und die neue Fassade der Lateranbasilika, davor die thronende Personifikation der katholischen Kirche, die die Schlüssel Petri in der Hand hält und von einem Putto mit der Tiara gekrönt wird. Neben ihr steht als Vertreter des Comune ein bewaffneter Jüngling mit dem Wappenschild der Stadt und einem Christusbanner, zu ihren Füßen spielen Putti mit Vermessungsgeräten. In der Mitte steht die 1741 am Montecitorio wieder aufgestellte Basis der Säule des Antoninus Pius; sie trägt die Widmung an Benedikt XIV. Davor liegt die Maßstabskala; ein weiterer Putto meißelt an dem Marmorwappen des Papstes. Der Plan überzeugt durch äußerste Präzision und Verständlichkeit. Viele Kirchen, Kreuzgänge und antike Ruinen sind im Grundriss dargestellt, die Privatgebäude erscheinen schraffiert, die Innenhöfe sind freigelassen. Brunnen, Viehtränken, Ruinenreste, Gartenmauern und die jeweilige Bepflanzung der Grundstücke sind detailliert wiedergegeben; die Abhänge der Hügel und andere Bodenerhebungen sind durch Schummerung gekennzeichnet, sodass dem Betrachter ein lebendiges Bild der "Stadtlandschaft" vermittelt wird. Auch die administrative Einteilung der Stadt in 14 rioni kann der Karte entnommen werden; ihre Wappen zieren die Randleiste des Plans. In seiner Kombination aus herkömmlicher Allegorie und wissenschaftlichem Rationalismus ist Nollis Plan ein charakteristisches Werk aus der Frühzeit der Aufklärung; seine Genauigkeit wurde erst im 20. Jahrhundert durch moderne Vermessungsmethoden übertroffen. Martin Raspe